Keramik-Skulptur

Meine Keramik-Skulptur

Mit Keramik-Skulptur beschäftige ich mich seit dem zweiten Studienjahr an der Akademie der Schönen Künste in Krakau. Dann begann ich die Eigenschaften des Materials unter der Leitung von Frau Marita Benke-Gajda sowohl von der praktischen als auch der theoretischen Seite zu erkunden. Seit dieser Zeit war ich in der Lage, meinen eigenen Stil zu kreieren, vor allem bei den durchbrochenen Entwürfen, der bei der Bildung von in verschiedenen Farben glasierten Büsten angewendet wird. Die haben bereits auf dem Markt Ansehen erlangt. Ich gebe mir Mühe, die volle Leistungsfähigkeit dieser Technik zu nutzen, um meine künstlerischen Ansprüche zu verwirklichen. Die Keramik-Skulptur verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit und erlaubt, moderne, raffinierte Arbeiten zu schaffen. Es ist für mich ein sehr modernes bildhauerisches Material.

Ich meinte immer, der Mensch kann in Holz seine Spur hinterlassen, sei es mit Meißel und Säge, sei es mit gewöhnlichem Taschenmesser. Die in hartem Material eingravierte Spur wird von unserer Individualität und Anwesenheit an einem bestimmten Ort zeugen. In der künstlerischen Dimension hat es eine direkte Auswirkung auf die Suche nach einer neuen, originellen Form. In meiner Arbeit versuche ich, die zwischenmenschlichen Probleme zu beschreiben. Ich suche nach Antworten auf Fragen nach unserer Existenz in der Gesellschaft. Ich frage mich, wie unsere individuelle Existenz wichtig ist, wie wichtig Spuren sind, die uns direkt mit der Vergangenheit verbinden. Eine Menschenspur in Holz kann durch Feuer zerstört und in Asche verwandelt werden. Zerstört wird, was zuvor ein Bedeutungsträger war. Das Feuer, das zerstört, ist in der Keramik ein Bildungswerkzeug, konsolidiert die zum Leben erweckten Formen durch ihre Antithese – Wasser – aus höchst unbeständigen Stoffen. Das keramische Material betrachte ich auf eine symbolische Weise. Manche Menschen sind in ihrer geistigen und ästhetischen Sphäre ebenso fragil und verletzlich wie es. Darum eben schaffe ich meine Skulpturen darin.

Keramische Skulptur – Geschichte und Prozess der Bearbeitung

Schon die griechische Wurzel keramos (Tonmineralien) legt bestimmte Assoziationen nahe, die zwangsläufig mit dem Phänomen der Keramikskulpturen verbunden sind. Die Keramik leitet sich aus dem Element der Erde ab, unterscheidet sich aber von Stein durch langen Bearbeitungsprozess. So ist die Keramik ein natürliches und künstliches Produkt gleichzeitig – sie kommt aus der Erde, gewinnt aber durch menschliche Eingriffe eine neue Qualität. Dies ist ein Material, das durch geeignete Durchmischung von Komponenten (u.a. Ton, Quarz, Kaolinit etc.) entsteht und das im späteren Stadium ausgetrocknet, gestaltet und mit wiederholter Behandlung einer hohen Temperatur unterzogen wird. Auf diese Weise wird dann die in Feuer gebrannte Mischung kristallisiert und fixiert. Keramik ist auch einer der Bereiche der Kunst, der Tradition und Moderne verbindet. Hier werden die gleichen Prinzipien wiederholt, die über Jahrtausende von unzähligen Künstlern angewendet wurden. Keramik ist in der Tat eine der ältesten künstlerischen Techniken der Menschheit. Man denke nur an die berühmte, sehr anmutige Gestalt der Venus von Dolní Věstonice (ca. 30 000 v.Ch.), die in dem damals noch sehr primitiven Brennprozess gemacht wurde. Interessanterweise kamen viele alte Kulturen von selbst auf die Idee des Brennens von Ton, was naturgemäß eine Vielzahl von Techniken und Produkten mit sich brachte. Und so unterscheiden wir Keramik aus altem Japan (13 000 v.Ch.), verbreitet später in Korea und dem Amurdelta, von der aus China (20 000 v.Ch.). Die Keramik aus dem Nildelta und dem nordafrikanischen Mali (10 000 v.Ch.) differenziert wesentlich von der in der Mittelsteinzeitkultur rund um den Oberlauf des Flusses Bug (7 000 v.Ch.) hergestellten Keramik. Alle diese Behandlungen verbindet der typisch menschliche Ehrgeiz zu verewigen, was vergänglich ist, in starken Formen die Instabilität der Erde, vielleicht sogar das Vergehen des organischen Lebens zu erfassen. Derjenige liegt falsch, der sagt, dass Keramik zunächst als Gebrauchsmaterial entstanden ist, weil die ersten erhaltenen Formen kleine Skulpturen waren.

Die Keramikskulptur ist eine der Sorten künstlerischer Keramik, unterscheidet sich von der Gebrauchs- und Industriekeramik nicht nur durch Entstehungsgeschichte und Bestimmung, sondern auch durch das Produktionsverfahren. Wenn es sich in der Industrie um Haltbarkeit der Materialien, Gleichheit der ausgeführten Elemente, letztendlich um die Funktionsfähigkeit der Werkzeuge sowie der Teile, die dem menschlichen Auge häufig verborgen sind, handelt, ist Keramik-Skulptur die Kunst der Wahl einer einzigartigen, Nutzzwecken fremden Form, die aber, wohl oder übel, in einem industriellen Prozess bearbeitet wird. Das Brennen von keramischen Skulpturen in einem Ofen erfolgt bei Temperaturen von ca. 1080-1200 Grad (zum Vergleich: in der Keramikindustrie erreicht man bis zu 2000 Grad). Die dem Brennen vorausgehenden Prozesse der Tonformung und Trocknung sind zeitaufwendig und erfordern eine Menge Aufmerksamkeit. Die Zerbrechlichkeit des Materials macht die Produktion von Keramikskulpturen ehrgeiziger und sorgfältiger als es bei harten Steinmetzarbeiten der Fall ist.